Anna von Hauswolff – Dead Magic

Eigentlich wollte ich über etwas andere Musik schreiben, die ich Ende letzten Jahres für mich entdeckt hatte. Aber seit gut einem Monat höre ich fast nichts anderes als das aktuelle neue Album Dead Magic von Anna von Hauswolff – Dead Magic.

Teilweise wird kristisiert, daß die neue Scheibe nur 5 Titel enthält. Aber die reine Quantität sollte nicht darüber hinwegtäuschen, daß es sich um ein vollwertiges Album handelt. Die einzelnen Musikstücke sind so verschachtelt und mit ups and downs gefüllt, daß keine Langeweile aufkommt. Manche der Songs entwickeln sich von eher normalen Popnummern zum typischen Anna von Hauswolff-Sound, vor allem zu hören bei „The Truth, The Glow, The Fall“. Und die Titel gönnen sich die gewisse Überlänge und den vollen Sound mit Orgel. Dieses typische Anna-von-Hauswolff-Ding eben.

Manches erinnert mich an die letzten Alben der Swans, obwohl die Musik doch sehr verschieden ist. Aber auch bei den SWANS besteht der Mut zum Bruch mit klassischen Songstrukturen und Songlängen. Bei den Stücken ist auch nicht immer ganz klar war, wo irgendetwas beginnt und endet und ineinander übergeht. Da mag die Tournee vom vorletzten Jahr eine Rolle gespielt haben, als Anna von Hauswolff als Vorband der SWANS in Europa spielte. Das Konzert in Berlin (SWANS / ANNA VON HAUSSWOLFF – Am 18.10.2016 in Berlin @ Huxleys Neue Welt) habe ich leider knapp verpaßt.

Vielleicht sind Anna von Hauswolff und Michael Gira auch einfach nur Seelenverwandte. Nicht umsonst taucht ein Song der SWANS (Swans | You Know Nothing | Album: White Light from the Mouth of Infinity (1991)) bei den Fünf Songs zur Zeit von Anna von Hausswolff auf, die SPEX als Inspiration bei der Arbeit am Album Dead Magic gefunden hat.

Mein Favorit ist übrigens „The Marble Eye“, bei dem Anna von Hauswolff eindrucksvoll zeigt, was aus einer Orgel so alles herauszuholen ist. Und auch ich kann verstehen, wenn sich SPEX sagt, da „wünscht man sich, dass der Winter niemals endet.“ Wobei für mich auch Dead Magic, ebenso wie die letzten Alben, nicht zwingend eine Wintermusik ist. Ich denke aber schon, daß man diese Art Musik kaum entwerfen kann, wenn man nicht die Erfahrung dunkler nordischer Winter hatte.

SWANS: The Glowing Man

Michael Gira ist ein Meister des Erschaffens von durchgängigem Sound aber auch ein Meister beim Zerstören von Sounds.

Früher ging es Michael Gira vor allem um das Zerstören von Tönen oder Sounds, was z.B. beim Live-Album Filth gut zu hören ist, das für mich an der Grenze des Erträglichen war. Später ging es dann mehr um das Erschaffen von durchgehenden Sounds, was vor allem bei den zusammen mit Jarboe eingespielten Scheiben zu hören war, wo eigentlich von Platte zu Platte der durchgängige dunkle Sound immer mehr ausgeprägt wurde. Irgendwann ging es dann aber nicht mehr weiter und The SWANS were dead.

Nach einer längeren Pause fand Mister Gira aber einen neuen Anlauf und es wurden im letzten Jahrzehnt insgesamt 4 Langspieler produziert.

Mit The Glowing Man hat Michael Gira einen krönenden Abschluss dieser Phase der SWANS geschaffen. Ähnlich wie bei den Vorgängern entfaltet er auch hier seinen hypnotisch langsamen und dunklen Sound. Zerstört ihn manches Mal auch. Findet dann aber doch wieder zurück, ehe es nervt.

Das war bei den Vorgängern noch anders. Sie enthielten richtige Perlen aber auch richtige Nerver, bei denen ich regelmäßig vorspule. Bei To Be Kind fällt mir spontan Oxygen bei The Seer 93 Ave. Blues und Apostate ein und etwas lang fand ich z.B. To Be Kind: Bring the sun Tousaaint L’Ouverture.