Goodbye 20th Century – Die Geschichte von Sonic Youth
Dem Phänomen der Band Sonic Youth mit einem Buch auf die Spur zu kommen, ist sicherlich nicht die leichteste Aufgabe. Aber Dawid Browne ist es gelungen, sowohl die eigentlich offensichtliche Bandgeschichte als auch die ständigen Zweifel am Kommerz darzustellen und gleichzeitig ein sehr unterhaltsames und leicht zu lesendes Buch zu schreiben.
Wann ich das erste mal auf Sonic Youth getroffen bin, wird Ende der Achtziger bei John Peel oder auf DT64 gewesen sein. Mein erster Tonträger fand dann wohl 1990 nach der Wende den Weg zu mir. Beim Blick ins Plattenregal stoße ich auf auf die Langrillen Goo und Death Valley 69.
In späteren Jahren kam dann der größte Teil der restlichen Platten als CD dazu und so füllen Sonic Youth heute einen breiten Raum in meiner kleinen Musiksammlung aus.
Erinnern kann ich mich auch noch stark an ein Konzert von Sonic Youth, daß ich zusammen mit Freund Steffen im Berliner Tempodrom gesehen hatte. Wobei sich die Erinnerung an das eigentliche Konzert eher darauf beschränkt, daß ich es als unheimlich intensiv behalten habe und die Musik damals voll mein Ding war. Unheimlich intensiv war es aber wohl auch, da wir zwischen Bühne und dem linken Boxenturm standen und somit die volle Musikdröhnung abbekamen.
Mehr Erinnerungen sind an den Rückweg vom Konzert und die Tage danach geblieben. Wir waren mit dem Fahrrad und Zug in die große Stadt gefahren und auf dem Rückweg fuhr der Zug nur noch bis Klosterfelde. Es muß irgendwann gegen Mitternacht oder noch viel später und vor allem über 30 Kilometer von unserem Nachtquartier entfernt gewesen sein. Dazu waren wir noch berauscht und bedröhnt von der Musik und die Fahrt schien sich ewig zu ziehen. Unsere spärlich leuchtenden Fahrradlampen zeigt kaum die Straße vor uns und der Wald war finster.
Spannend waren auch die nächsten Tage, da wir immer noch zugedröhnte Ohren hatten, was ein einziges „wie, was hast Du gesagt? …“ und unsere Umwelt hielt uns wohl für leicht bescheuert …
Da das Tempodrom auch gerammelt voll war, konnte ich beim Lesen des Buches kaum verstehen, daß es Sonic Youth in den Staaten bei ihrem Konzerten teilweise ziemlich schwer hatten und in manchen Regionen kaum auf Zuschauer kamen.
Im Laufe des Buches formt sich so das Bild einer Band, die zwar schon irgendwie berühmt werden will, aber nicht um jeden Preis.
Auf Seite 336 steht das schön ausformuliert:
Wichtiger war Ihnen eher, die möglichst komplette Kontrolle über die Projekte zu haben und vor allem die Musik zu spielen, die sie genau jetzt spielen müssen / wollen.
Durch das Lesen des Buches gibt es auch einen interessanten Einblick die Entwicklung der Untergroundscene der USA seit Beginn der 80er. Es tauchen eine Menge Namen von Bands, Musikern und den verschiedensten Künstlern auf, die zu irgendeiner Zeit zum Freundeskeis der Band gehörten.
Lydia Lunch und Micheal Gira (SWANS) gehören mit zu den ersten. Dann tauchen auch Namen von Bands oder Künstlern auf, die durch Sonic Youth in ihrer Entwicklung angeschoben wurden (Nirvana als bekanntester Act).
Spätestens nachdem all diese Verbindungen bekannt sind, wird auch klar, welche Bedeutung Sonic Youth wirklich für die Entwicklung der US-amerikanischen und sicher auch die Gitarrenmusik auf der gesamten Welt hatte.
Am Ende des Buches wird auf das aktuelle Album „teh eternal“ hingewiesen. Ein besserer Titel könnte aber leider „the final“ sein, da sich Kim Gordon und Thurston Moore getrennt haben, ist sicher auch das weitere Schicksal der Band ungewiss.
Noch existiert aber die offizielle webseite: sonicyouth.com. Auf der Seite gibt es auch eine umfangreiche Konzertchronologie, in der die Konzerte von 1981 bis 2011 aufgeführt sind: Konzertchronologie.
Das Buch Goodbye 20th Century – Die Geschichte von Sonic Youth ist als deutsche Erstausgabe beim Kiwi-Verlag erschienen (ISBN 978-3-46-04162-0) und kostet nicht einmal 15 EURO. Daher sollte es wohl in keiner Bibliothekt eines an der Musikgeschichte und vor allem an Sonic Youth Interessierten fehlen.
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Update zum Konzert:
Nach der Datenbank waren Sonic Youth 1990 im Tempodrom: 09/16/90 – Berlin, Germany @ Tempodrom, Vorband waren Babes in Toyland.
Interessant an dem Eintrag in der Datenbank ist, daß neben den Titel auch die Ansagen nachzulesen sind